Kinder-Krankengymnastik - Bobath Konzept


Von Anette Doll:


Benannt nach den Begründern Berta (Physiotherapeutin) und Karel (Neurologe) Bobath, die dieses Konzept zur Behandlung zerebral-bewegungsgestörter Kinder entwickelten. Das Konzept, welches sich in einem ständigen Wandel befindet, wird inzwischen durch immer neue Behandlungseinflüsse auch zur Behandlung von Kindern mit anderen sensomotorischen Störungen und genetisch bedingten Behinderungen eingesetzt.

Das Kinder Bobath Konzept soll nicht ausschließlich als Technik eingesetzt oder angesehen werden. Es bietet aufgrund langjähriger Erfahrungen eine breite Variabilität zur Behandlung. Voraussetzung ist eine gute Befunderhebung und eine ständige Beobachtung des Säuglings bzw. Kindes. Befund und Behandlung verschmelzen während der Therapieeinheit.

Mit Hilfe des Bobath Konzeptes lässt man das Kind über die Erfahrung taktiler, propriozeptiver und kinästhetischer Reize d.h. über deutliche Berührungs- und Bewegungsreize seinen eigenen Körper in der Stellung seiner Gliedmaßen zuein- ander und in seiner Bewegung im Raum erfahren. Mit anderen Worten bedeutet das:
Es werden Bewegungen der normalen motorischen Entwicklung wie,

Umdrehen

Stützen

Greifen

Aufrichten

Fortbewegen usw.

so geführt, dass das Kind seine eigenen möglichst physiologischen Bewegungsabläufe erlebt und dann unbewusst übernehmen kann.

Das Bobath Konzept geht dabei von den allgemeinen Grundsätzen des Lernens aus.

Funktionelle Bewegungen, die einen Erfolg haben, wie z.B. das

Ergreifen eines Gegenstandes oder das
Erreichen einer zum spielen günstigen bzw. funktionellen Ausgangsstellung werden

  leichter erlernt und besser selbst angestrebt im Gegensatz zu aufgezwungenen Bewegungsmustern.

Bewegungsstörungen gehen meistens mit Störungen in der Verarbeitung von Sinnesreizen sowie Störungen in der psychosozialen Entwicklung einher. Eine umfassende Förderung der sensomotorischen Entwicklung, der zentralen Wahrnehmung und die Förderung eigener Aktivität sowie sozialer Interaktion, sind daher nach dem Bobath Konzept unbedingt notwendig.
Über die Vermittlung primärer, in der Entwicklung sehr früh gewonnener Erfahrungen mit Sinnesreizen und Reaktionen des eigenen Körpers, vollzieht sich die Anbahnung des motorischen Lernens.

Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung ist die Einbeziehung des sozialen Umfeldes, Beratung und Hilfestellung in Alltagsfragen z.B. Handling- wie nehme ich mein Kind auf den Arm, wickeln, anziehen, baden, verschiedene Tragetechniken, Anleitung für das Essen und Trinken, spielen etc. Hierzu gehört auch eine adäquate Hilfsmittelver- 

sorgung, die eine Zusammenarbeit mit Ärzten und Orthopädie Techniker voraussetzt.

In der Kinder Bobath Therapie wird mit drei Techniken gearbeitet, die in der Therapie je nach Behandlungsschwerpunkt ineinander übergehen.

1.) die Stimulation
als Vorbereitung und Einleitung von Bewegung durch zwei unterschiedliche Stimulationstechniken, die unmittelbar die Nahsinne ansprechen. Die hemmende Stimulation wird dabei von der aktivierenden unterschieden. Durch die Stimulation werden die unterschiedlichen Wahrnehmungssysteme angesprochen. Sensorik (Wahrnehmung) und Motorik stehen in untrennbarem Zusammenhang. Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen ermöglichen dem Kind ein Körper-Schema zu entwickeln.

2.) Durch die Inhibition (= Hemmung) wird die Tonusqualität verändert und pathologische Bewegungen aufgelöst, um dem Kind eine

günstigere Ausgangstellung für eine aktive Bewegung zu geben.

3.) Die Fazilitation zur Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster. Eine wichtige Voraussetzung um die Vielfalt der Bewegungsmuster zu kennen, ist eine gute Bewegungsanalyse der normal sensomotorischen Entwicklung durch den Therapeuten.

Inhibition und Fazilitation erfolgen über feste Schlüsselpunkte (spezifische Regionen des Körpers von denen aus Haltungstonus und Bewegungsmuster beeinflusst werden können.) Die Wahl der Schlüsselpunkte ist abhängig von den Reaktionen des Kindes auf Tonuskontrolle und Bahnung der Bewegung.
Hierbei gilt dem Kind soviel Hilfe wie nötig zu geben, aber so wenig wie möglich, so dass es aktiv an seiner Therapie mitwirken kann, die sich grundsätzlich nach den Wünschen, Bedürfnissen, Stärken und Schwächen des Kindes richtet.



 

 

  

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